Neuerdings will die Polizei bei der Geschwindigkeitskontrolle nicht mehr auf starre Blitzer setzen, sondern auf eine sogenannte Abschnittskontrolle. Was hat es damit auf sich? Ist sie überhaupt rechtlich zulässig? Und was bedeutet das für alle Autofahrerinnen und Autofahrer? Die Antworten findet man in diesem Text.
Wie funktioniert die Abschnittskontrolle?
Bei einer Abschnittskontrolle wird die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs nicht an einem Punkt gemessen, sondern auf einer längeren Strecke. Dabei beginnt die Zeitmessung am Anfang dieser Strecke, die durchaus größere Ausmaße annehmen kann. Mittels einer zweiten Zeitmessung am Ende der Abschnittskontrolle kann die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Fahrzeugs auf der Strecke ermittelt werden – und damit der Umstand, ob es die zugelassene Höchstgeschwindigkeit im Schnitt überschritten hat oder eben nicht. Liegt ein Vergehen vor, wird am Ende der Abschnittskontrolle wie bisher ein Frontalfoto von Fahrzeug und Fahrer erstellt und zur Kasse gebeten.
Motivation für die Nutzung der Abschnittskontrolle
Gerade bei überhöhter Geschwindigkeit steigt die Schwere der Unfälle mit Verletzten und Toten überproportional an. Diesem Problem hat die EU den Kampf angesagt und das Projekt „Vision Zero“ ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu senken. Bei einer Überwachung über mehr als einen fixen Punkt hinaus erhofft man sich eine größere Wirkung.
Nach einigen juristisch bedingten Schwierigkeiten nahm das Land Niedersachsen schließlich 2018 erstmals einen Pilotbetrieb auf, in dem eine 2,2 Kilometer lange Strecke der B6 überwacht wird, auf der ein Tempolimit von 100 km/h gilt. Nach zufriedenstellendem Testbetrieb wurde an dieser Abschnittskontrolle nun seit Ende 2020 der Regelbetrieb aufgenommen.
Vielzahl von Vorteilen der Abschnittskontrolle
Während der Pilotphase gab es auf diesem Abschnitt anders als zuvor keine Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten zu beklagen. Ähnliche Ergebnisse zeitigen vergleichbare Projekte im Ausland, wie in Großbritannien oder den Niederlanden. Die Vorteile dieser neuen Art der Geschwindigkeitsmessung liegen auf der Hand:
– abruptes Abbremsen wird unwahrscheinlicher
– besserer Verkehrsfluss
– unangemessenes Beschleunigen nach Passieren der Kontrolle wird ebenfalls unwahrscheinlicher
– Charakter des „Abzockens“ wie bei einer mobilen Radarfalle nicht vorhanden
– wahrscheinlich tritt auch eine Reduzierung der Emissionen auf
Diese vielen Vorteile führen zumindest alle Befürworter dieser Maßnahme folgendem Fazit.
Fazit zu den neuen Abschnittskontrollen im Straßenverkehr
Eine Abschnittskontrolle bietet gleich zwei große Vorteile: Man wird über eine längere Strecke hinweg dazu animiert, die Geschwindigkeit einzuhalten. Und einzelne, kurze Überschreitungen der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit sind nicht mehr gleichbedeutend mit einem Vergehen. Insofern spricht einiges dafür, Abschnittskontrollen eingehend zu prüfen und in Zukunft vielerorts statt klassischer „Radarfallen“ einzusetzen.